ARCHÄOLOGISCHE GRUNDBEGRIFFE

GLEICHHEIT

25.–26.7.2024

Der dritte Workshop der Reihe Archäologische Grundbegriffe widmet sich dem Begriff der Gleichheit. Analog zum erfolgreichen Workshop Freiheit steht damit eine Idee im Zentrum, die als Schlüssel zur Frage nach der ethischen Dimension antiker Bilder, Objekte und Befunde dienen wird.

Gleichheit als terminologisches Untersuchungsinstrument verweist auf Übereinstimmungen wie auf Differenzen. In seiner Dialektik besitzt der Begriff damit eine ebenso analytische wie eklatant kritische Kraft. Dies gilt gerade für die historisch-archäologische Retrospektive: sei es in der nahsichtigen Grabungsinterpretation, sei es in der ikonologischen Deutung, sei es in der gesellschaftswissenschaftlichen Kontextualisierung.

Der Workshop versammelt Beiträge, die Bedeutungen, Aussagen und Funktionen der antiken Dingwelt auf solche kritischen Potentiale hin beleuchten. Wie definieren antike Bilder, Objekte und Kontexte das Spannungsfeld rechtlicher, politischer, sozialer, ästhetischer und philosophischer Diskurse? Wie verhält sich das Aussagespektrum gleichheitsrelevanter Objekte zu antiken Begriffen und Begriffsgeschichten, zu Konzepten wie isotes, aequitas, aequalitas? Inwiefern können archäologische Artefakte und Befunde dazu beitragen, die Merkmale eines spezifisch antiken, vielleicht sogar eines anthropologisch bestimmten Gleichheitsbegriffs zu konturieren?

Besonders anregende Fallbeispiele und Überlegungen werden zur Veröffentlichung in der Zeitschrift für archäologische Aufklärung empfohlen.

The third edition of Archäologische Grundbegriffe (Archaeological Concepts) will focus on the idea of equality. Continuing the productive dialogue of last year’s workshop on the concept of freedom, we will once again examine a philosophical key term in order to develop a deeper understanding of ancient images and objects.

The concept of equality, which is still in the limelight of contemporary ethics and politics, has since the Age of Enlightenment been intricately linked to the normative dialectics of identity and difference. Nevertheless, the critical notions of equality also apply to various aspects of historical and archaeological phenomena of antiquity.

In contemporary discourses, relating quintessentially idealist concepts such as equality to the tangible evidence of ancient Greece and Rome may challenge conventional paths of archaeological interpretation. Considering the normative power of ideas like equality, how do ancient images, tools, buildings, and contexts reflect tensions of and tensions between legal, political, social, aesthetic, or philosophical discourses about that very concept? Can we observe ancient artefacts in the process of (re)defining contemporaneous terms like isotes, aequitas or aequalitas? Can our material evidence contribute to specifying ancient or even anthropological concepts of equality? To this end, we are calling for critical contributions that illuminate the relationship between ancient objects and images and the concept of equality.

Inspiring papers will be suggested for submission to the peer-reviewed journal Zeitschrift für archäologische Aufklärung.

Programm, Stand 25.7.24, kurzfristige Änderungen möglich

Donnerstag, 25.7.24

Senatssaal im Kollegienhaus, Universitätsstraße 15, 91054 Erlangen (google maps)

13:30–19:30 Uhr Sektion 1

Alexander Heinemann (Klassische Archäologie, Tübingen) Gleichheit und Nacktheit: ein Riesenproblem

Julian Schreyer (Klassische Archäologie, Erlangen) Behausung und Parzelle

Matthias Bruhn (Medientheorie, Karlsruhe) Vergleichen heißt nicht gleich gleichsetzen

Gunnar Seelentag (Alte Geschichte, Hannover) Konkurrenz unter (Un)Gleichen. Senatoren und Principes

Martin Düchs (Architektur und Philosophie, St. Pölten) „Das standardisierte Geistesprodukt heisst Schlager.“ – Hannes Meyer über Gleichheit, Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit

Freitag, 26.7.24

Senatssaal im Kollegienhaus, Universitätsstraße 15, 91054 Erlangen (google maps)

9–12:30 Uhr Sektion 2

Karl Hepfer (Philosophie, Erfurt) Die vielen Gesichter der Gleichheit

Doris Mischka (Ur- und Frühgeschichte, Erlangen) Megastructures

Joachim Knape (Allgemeine Rhetorik, Tübingen) Möglichkeiten der Unmöglichkeit des Gleichbilds

Martin Kovacs (Klassische Archäologie, Tübingen) Noch gleicher! Inszenierte Gleichheit und Konkurrenzdiskurse auf attischen Grabreliefs des 4. Jhs. v. Chr.

13:30–18 Uhr Sektion 3

Wolfgang Filser (Klassische Archäologie, Kopenhagen) Die gleicheren Athener. Fragen zur verblüffenden Ähnlichkeit zwischen Fremden und aristoi in der spätarchaischen Bildkultur Athens

Gyburg Uhlmann (Gräzistik, Nürnberg) Homologia – Konsens und Gleichheit im antiken Griechenland am Beispiel der Gesprächsstrategien des Platonischen Sokrates

Nathalie-Josephine von Möllendorff (Kunstgeschichte, Bamberg) Die Welt im Einklang: Kosmologische (Musik-)Konzepte in Antike und Mittelalter

Asja Müller (Klassische Archäologie, Berlin) Das Allgemeine und das Besondere: Die kaiserzeitliche Stuckmaske als multiples Objekt und Individuum

Andreas Grüner (Klassische Archäologie, Erlangen) Gleichheit, Norm, Ideal

Organisatoren Fazit

Es wird keine Teilnahmegebühr erhoben. Eine Anmeldung über arch-grundbegriffe@fau.de wird empfohlen.

Participation is free of charge. Registration via arch-grundbegriffe@fau.de is recommended.

Organisation: Prof. Dr. Andreas Grüner, Dr. Julian Schreyer

Eine Veranstaltung der Reihe Archäologische Grundbegriffe.